Premiere: Der TSV beginnt mit Frauenfußball

   
  Markus Klaus, stellvertretender Abteilungsleiter der TSV-Fußballer. In Zukunft wird es Frauenfußball auch beim TSV Nördlingen geben. Fotos: Klaus Jais

31. Mai 2021 | von Klaus Jais

Nach dem Rückzug des SC Athletik übernimmt Nördlingens größter Verein

Der TSV Nördlingen plant, zur neuen Saison 2021/22 ein Frauenfußballteam in den Spielbetrieb zu schicken. Das gab es noch nie beim TSV. Denn bislang hatte in der Riesmetropole Frauenfußball nur der SC Athletik Nördlingen (SCA) im Angebot – und das seit 1986. Der SCA war die klassenhöchste Damenmannschaft im Landkreis Donau-Ries, spielte sogar acht Jahre in der Landesliga und zuletzt in der Bezirksoberliga. Der SC Athletik hatte aufgrund zahlreicher Spielerinnenabgänge zur Winterpause 2019/2020 keine Mannschaft mehr zur Verfügung und war nach dem FC Königsbrunn, der diesen Schritt bereits nach dem fünften Spieltag unternahm, die zweite Mannschaft der höchsten schwäbischen Frauenfußballliga, die sich zurückzog.

„Da der Frauenfußball vom SCA gut- und hochklassig betrieben wurde, war dies seitens des TSV in der Vergangenheit nie ein Thema. Der TSV wollte da nie in Konkurrenz zum SCA stehen“, erklärt Markus Klaus, stellvertretender Abteilungsleiter beim TSV. Auch Mädchenfußball gehörte nie zum Angebot des TSV; der war seit Jahrzehnten beim SV Kleinerdlingen (SVK) angesiedelt und wurde in den Anfängen von Mario Sabatini aufgebaut. Auch Frauenfußball gab es schon beim SV Kleinerdlingen. Die einzige Berührung mit dem weiblichen Geschlecht hatte der TSV beim Mädchenschnuppertraining mit den Schulen und hin und wieder spielen Mädchen in Jungenteams mit: Ricarda Kießling (aktuell beim Zweitligisten FC Ingolstadt 04) spielte bis zur U17 beim TSV und aktuell sind mit Antonia Dehm (Jahrgang 2005) und Alya Hanke (Jahrgang 2007) zwei Mädchen bei den Jungs dabei. Das sind die beiden einzigen Mädchen im Leistungsbereich und im F-Jugendbereich gibt es auch Mädchen.

Wie kam es nun zur Bereitschaft beim TSV Nördlingen zur Gründung einer Frauenmannschaft? Die ehemalige SCA-Spielerin Sarah Eberhardt, die ihren Spielerpass beim SV 67 Weinberg hat, sei auf den TSV zugekommen mit der Anfrage, ob man es sich beim TSV vorstellen könne, Frauenfußball anzubieten. In einer TSV-Abteilungsversammlung habe Sarah die Situation aus ihrer Sicht dargestellt, so Klaus. Und weiter: „Dabei war es uns auch wichtig zu hinterfragen, warum es beim SCA zuletzt nicht mehr funktioniert hat. Daraufhin ging ich auf Holger Biller vom SCA und auf Michael Schulz vom SVK zu und wollte ebenfalls wissen, warum es nicht mehr funktioniert hat. Ich wollte über die Zukunftspläne dieser beiden Vereine etwas in Erfahrung bringen. Biller erklärte mir, dass es beim SCA keinen Frauenfußball mehr geben wird und der SVK konnte allein keine Damenmannschaft stellen. Auch von Schulz stammte die Idee eines Fußballvereins FC Ries, also die Ko-operation zwischen mehreren Rieser Damenmannschaften“, erläutert Markus Klaus.

Nachdem klar war, dass diese beiden Vereine keinen Damenfußball mehr anbieten würden, war man seitens des TSV bereit zur Gründung einer Frauenfußballmannschaft, zunächst bestehend aus den Spielerinnen, die den SCA Athletik Nördlingen nicht verlassen hatten, und den Spielerinnen, die zuletzt für den SV Kleinerdlingen in der U17-Landesliga Nord am Ball waren. „Uns war klar, dass wir es als TSV Nördlingen ausschließlich machen und nicht als Kooperation TSV/SCA. Für Athletik kam eine Beteiligung als Juniorpartner nicht in Frage und dem SVK war wichtig, dass die U17 wieder ein sportliches Zuhause findet, aber auch der SVK hatte an einer Kooperation kein Interesse“, sagt Markus Klaus.

„Wir starten mit einer Frauenmannschaft, aber es ist uns klar, dass wir über kurz oder lang auch eine Jugendarbeit im Mädchenbereich aufbauen müssen, aber dazu muss erst noch ein Konzept erstellt werden“, meint Klaus weiter. In welcher Liga spielt nun die TSV-Damenmannschaft? „Wir haben den Antrag gestellt, die Spielklasse des SC Athletik Nördlingen – das wäre nach dem Abstieg aus der BOL die Bezirksliga – zu übernehmen, aber es gibt in der Spielordnung eine Bestimmung, wonach die Hälfte der bisherigen Mannschaft auch in der neuen Mannschaft spielen müsste. Es ist aber so, dass der SCA wegen zahlreicher Abgänge zu anderen Vereinen gar keine Mannschaft mehr stellen konnte. Es war somit ein Ding der Unmöglichkeit, aus der bisherigen SCA-Mannschaft 50 Prozent zu rekrutieren. Dieser Antrag wurde vom Bayerischen Fußballverband abgelehnt“, teilt Markus Klaus mit. Nichtsdestotrotz hat der TSV einen zweiten Antrag gestellt auf Eingliederung in die Kreisliga, also nicht in die unterste Liga. Markus Klaus: „Wir haben dies damit begründet, dass zum zukünftigen Kader Spielerinnen gehören, die schon hochklassig gespielt haben. Wir wollen den Damen eine Liga präsentieren, in der sie gefordert sind.“ Die Entscheidung des Verbands zu diesem neuerlichen Antrag stehe noch aus.

Aktuell liegen dem TSV 13 feste Zusagen von Spielerinnen vor. „Es fehlen noch fünf bis acht Spielerinnen. Wir hätten gerne einen Kader von 18 bis 20 Akteurinnen. Wir wollten Ende letzten Jahres ein Schnuppertraining anbieten für interessierte Damen. Da hat uns Corona einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Bis heute fand dies nicht statt“, erklärt Markus Klaus. Am kommenden Freitag, 4. Juni (18.30 Uhr, Rieser Sportpark), ist ein weiterer Termin zum Schnuppertraining angesetzt. Bezüglich des Trainers der Mannschaft sind die TSV-Verantwortlichen im Gespräch mit verschiedenen Kandidaten. Doch es liege noch keine Zusage vor, weil zum einen die Liga und zum anderen auch der Kader noch nicht feststeht

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