Bayernliga Süd: Verband und Vereine stecken im Dilemma

   
Andreas Langer, der Abteilungsleiter der Fußballer des TSV Nördlingen, hat beim Bayerischen Fußballverband beantragt, die Annullierung der laufenden Saison zu beschließen. Foto: Klaus Jais
 

21. März 2020 | von Klaus Jais

Fußball Es gibt verschiedene Szenarien, wie die Saison fortgeführt oder beendet werden könnte

Ein seltsames Gefühl: Es ist Mitte März, schönes Wetter, doch der Ball ruht. Der Fußball-Betrieb steht komplett still. Und wie es weitergeht, ist völlig unklar. Außergewöhnlich sind die Umstände, zu ernst ist die Situation im Land und in der Welt, weshalb Vorhersagen schwierig bis unmöglich sind. Die Lage ändert sich, besser gesagt, verschlimmert sich fast stündlich. Niemand kann vor diesem Hintergrund vorhersagen, wann in dieser Saison wieder oder ob überhaupt noch einmal gespielt werden kann. Der Verband und die Vereine sind nicht zu beneiden. Sie stecken in einem Dilemma, können derzeit nur auf Sicht fahren, sollen aber langfristig geltende und nach Möglichkeit auch noch gerechte Lösungen für die Vereine präsentieren. Wie soll das gehen? Wie geht es nach der Unterbrechung wegen der Ausbreitung des Coronavirus mit der Fußball-Bayernliga und den nachgeordneten Ligen weiter? Selbst ein Saisonabbruch ist nicht ausgeschlossen.

Der TSV 1861 Nördlingen hat sich mit divers diskutierten Szenarien befasst. Im Ergebnis beantragt der TSV bereits heute, für all seine Mannschaften (Herren und Jugend) den jetzigen „Status Quo“ beizubehalten und damit das angedachte Szenario des DFB – die Annullierung der laufenden Saison – zu beschließen. Gründe sind insbesondere der Fairnessgrundsatz, die Chancengleichheit, die Klagefreiheit gegen den Verband, der mangelnde Fortschritt der Saison (Mitte der Saison), der Bestandsschutz, die Ligenaufstockungsmöglichkeit ohne Relegation und damit die geringste/n Belastung/Einschnitte für alle BFV-Vereine. Der TSV Nördlingen steht mit seiner Meinung nicht allein: Gleichlautende Meinungen sind aus unterschiedlichen aktuellen Tabellensituationen beispielhaft vom FC Deisenhofen oder dem SV Pullach (jeweils Bayernliga) aus der Presse zu entnehmen.

Nachdem der Bayerische Fußball-Verband den Spielbetrieb bis auf Weiteres ausgesetzt und beschlossen hat, dass eine Wiederaufnahme frühestens nach dem 19. April (Ende der Osterferien) und auch nur mit einer Vorankündigung von mindestens 14 Tagen erfolgen wird, stellen sich Fußballfans natürlich die Frage, ob und wie es mit der Saison weitergehen kann. Die Gefahr ist weiterhin groß, dass die Spielzeit wegen der Ausbreitung des Coronavirus nicht nur unterbrochen, sondern sogar vorzeitig abgebrochen wird. Erfahrungswerte, wie in einem solchen Fall sportlich entschieden wird, gibt es nicht: Ein vorzeitiges Ende der Saison wäre nicht nur in der Bayernliga ein Novum. Der Bayerische Fußballverband hat in seiner Spielordnung nicht geklärt, was im Falle eines Saisonabbruchs genau passiert.

Szenario 1: Abbruch . – Eine Möglichkeit wäre es, die Saison sofort zu beenden – oder zu einem Zeitpunkt, an dem alle Teams gleich viele Spiele absolviert haben. Denn das wäre zum jetzigen Zeitpunkt nicht der Fall, weil vier von 18 Mannschaften noch ein Nachholspiel und der SV Donaustauf sogar zwei Nachholspiele zu absolvieren haben. Ein solches Szenario wäre für viele Vereine wohl nicht akzeptabel. Sie könnten sich auf die fehlende Chancengleichheit wegen des Spielplans berufen.

Szenario 2: Die Annullierung . – Die radikalste Maßnahme wäre die Annullierung der laufenden Saison. Fraglich wäre auch dann, wie mit den Abstiegs- und Aufstiegsregelungen umgegangen werden würde. Wird die Saison gänzlich für nichtig erklärt, könnten die gleichen 18 Vertreter wie in der laufenden Spielzeit auch kommende Saison in der Bayernliga spielen.

Szenario 3: Die Verschiebung . – Sollte die Saison wirklich nur unterbrochen und nicht gänzlich abgesagt werden, müsste sie bis Ende Juni beendet sein. Schließlich sind auch noch Relegationsspiele für den Vizemeister und für gleich vier Abstiegskandidaten zu absolvieren.

Alexander Benede, Spielertrainer des Bayernligisten SV Pullach, sieht die Profiklubs ebenfalls in der Pflicht: „Der Fußball ist nur ein kleines Zahnrad im Getriebe, aber mit großer Strahlkraft. Von der Bundesliga hätte ich mir deshalb ein klares Zeichen gewünscht, so wie im Eishockey, wo es hieß: Playoffs, ciao.“ Entsprechend ist er vollkommen einverstanden mit dem Punktspiel-Stopp bei den Amateuren: „Natürlich finanzieren sich manche Spieler ihr Studium mit dem Fußball, die Vereine haben ihre Ziele, aber der Fußball muss jetzt einfach zurückstecken. Die Gesundheit ist das größte Gut.“ Der Raben-Coach spricht sich eindeutig dafür aus, die Saison mit sofortiger Wirkung zu beenden: „Von mir aus kann man es gerne so regeln, dass die Erstplatzierten aufsteigen und niemand absteigt. Wir sind ja nicht am siebten Spieltag, es hat schon eine gewisse Aussagekraft, gerade bei uns in der Liga (der FC Pipinsried führt mit 21 Punkten Vorsprung, die Red .). Oder man fängt, wenn man das nicht will, nächste Saison mit derselben Besetzung in den Ligen an.“ Deisenhofens Manager Franz Perneker spricht sich für „eine klare Linie des Verbands“ aus und hat trotz der eigenen guten Aussichten, als derzeit Tabellendritter die Regionalliga-Relegation zu erreichen, einen endgültigen Abbruch der Runde ins Spiel gebracht: „Vielleicht sagt man, die Saison ist gelaufen und man tritt nächstes Jahr wieder genauso an. Im Moment gibt es einfach wichtigere Dinge als die Frage, ob der Meister der Bayernliga in die Regionalliga aufsteigt.“

Nördlingens Cheftrainer Andreas Schröter und U23-Coach Daniel Kerscher haben für die Zwangspause einen außerordentlichen Trainingsplan erstellt und auch die Jugendtrainer gebeten, eigene Fitnesspläne zu erstellen. Dieser Plan sieht Mobility-Training (mindestens 60 Minuten), Intervall-Läufe, Technikverfeinerung, Grundlagenausdauer/Treppenläufe, aber auch einen freien Tag (für Sauna, Spazierengehen, Walking) vor. Die Trainer bemühen sich um die individuelle Fitness.

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