Bayernliga Süd: Erstmals auf Augenhöhe - Nachlese

 
Julian Brandt (rechts, hier nach dem Derby am Mittwoch im Gespräch mit Nördlingens Nico Oefele) war vor seiner Zeit in Rain auch schon beim TSV Nördlingen am Ball. In der Vergangenheit gab es zahlreiche Wechsel zwischen den beiden fußballerischen Aushängeschildern im Landkreis. Foto: Gerd Jung

20. Juli 2018 | von Klaus Jais

Obwohl der TSV Rain und der TSV Nördlingen lange nicht mehr in einer Liga gespielt haben, gab und gibt es immer wieder Querverbindungen. Bei der Nachwuchsarbeit hinkt ein Verein noch hinterher

Ein gutes Jahrzehnt war der TSV Rain die Nummer eins im Fußball des Landkreises Donau-Ries. Die Tillystädter spielten in der Bayernliga und sogar einige Jahre in der Regionalliga, während die Nummer zwei, der TSV Nördlingen, eine oder zwei Klassen tiefer in der Bezirksoberliga oder in der Landesliga spielte. Doch nach dem knapp verpassten Aufstieg des TSV Rain in die Regionalliga und dem Aufstieg der Rieser sind nun beide wieder Gegner – erstmals in der Bayernliga. Dass das Derby nichts von seiner Anziehungskraft verloren hat, zeigte die stattliche Kulisse am Mittwochabend: Über 1000 Zuschauer verfolgten im Georg-Weber-Stadion das 2:2-Unentschieden am zweiten Spieltag der Bayernliga Süd.

Die Rivalität ist vorhanden und wurde auch immer wieder durch Spielertransfers befeuert, wobei dies schon immer eine Einbahnstraße war. Nördlingens Trainer und TSV-Urgestein Andreas Schröter fiel auf Anhieb kein einziger Spieler ein, der in die andere Richtung, also von Rain nach Nördlingen gewechselt war. Es gab sie aber doch: Der Fünfstetter Michael Sebald kehrte ebenso ins Ries zurück wie der Reimlinger Michael Lutz, der allerdings nur in der Jugend beim TSV Nördlingen gespielt hatte. Auch Torhüter Kevin Maschke wechselte für eine Saison von Rain nach Nördlingen, und die drei Hof-Brüder spielten ebenfalls in Rain, bevor sie zu ihrem Heimatverein zurückkehrten.

Während für die wechselwilligen Spieler in Richtung Nördlingen die Finger einer Hand ausreichen, waren es in Richtung Lech in den letzten 20 Jahren fast ebenso viele Akteure. Pro Jahr verließ quasi ein Spieler immer das Ries in Richtung Südost. Geht man mit seinen Gedanken in die 1990er Jahre zurück, dann fallen einem Namen wie Alfred Leinfelder (47), Jens Meckert (52), Harald Grimm (46), Sascha Jöckel und vor allem Achim Heinze ein. Der 48-jährige Baldinger spielte ab 1995 zehn Jahre in Rain. Er wohnt inzwischen in Augsburg, ließ sich aber am Mittwoch das Bayernligaderby nicht entgehen. Heinze ist rund zwei Wochen älter als Andy Schröter, richtete sein Augenmerk deshalb besonders auf dessen Sohn Alexander und meinte mit einem Augenzwinkern: „Der läuft mehr als seinerzeit Andreas.“

Der Zufluss an Spielern aus dem Ries in Richtung Rain kam nie ins Stocken: Der Hainsfarther Bernd Taglieber (41), die Nördlinger Zwillinge Sascha und Alexander Hof (40) und der Nähermemminger Armin Brotz (36) waren weitere Beispiele. Aber auch Spieler, die es nach Rain kürzer hatten als in die Riesmetropole, waren darunter, wie beispielsweise die Eggelstettener Brüder Daniel und Alexander Schneider, der Marxheimer Mathias Heckel oder der Gansheimer Torwart Tobias Gerner. Den letzten großen Aderlass gab es vor einem Jahr, als mit Johannes Rothgang, Michael Knötzinger und Marco Luburic gleich drei Akteure auf einmal zu den Tillystädtern wechselten, und auch Julian Brandt war ein Ex-Nördlinger, der aber von Gundelfingen nach Rain kam.

Interessanterweise zog es nie einen Trainer aus dem Ries zum TSV Rain, sondern es gab es zwei umgekehrte Beispiele: Von 1990 bis 1993 war Alexander Schroder (68) Trainer beim TSV Nördlingen und in der Saison 2014/15 coachte Tobias Luderschmid den TSV. Schroder war am Mittwoch einer von 1080 Zuschauern im Georg-Weber-Stadion: „Die Gäste haben mehr investiert. Mir gefällt am Nördlinger Spiel, dass sie mit dem Ball auf Tempo machen“, meinte Schroder, der Geschäftsführer der im Jahre 2010 gegründeten Unternehmergesellschaft TSV Rain Sport und Marketing ist. „Bis auf die Finanzen bin ich für alles zuständig, deshalb kann ich auch keine genauen Angaben zum Etat machen. Wir bewegen uns aber im Bayernligadurchschnitt. Man kann hier die beiden Landkreisvereine nicht miteinander vergleichen, denn Nördlingen ist durch den Jugendfußball anders gewachsen“ erläuterte der pensionierte Polizeibeamte. „Im Jugendbereich hat der TSV Rain aufgeholt, nur die A-Junioren sind noch eine Baustelle. Aber mit B- und C-Junioren spielt Rain zusammen mit Nördlingen in der Bezirksoberliga“, wusste Schroder.

Die „Baustelle“ A-Junioren ist auch der Grund, warum Luca Jurida in Nördlingen und nicht in Rain spielt. Der 19-jährige Stürmer wohnt in Burgheim und gehörte am Mittwoch zum Aufgebot, wurde aber nicht eingewechselt. Jurida nennt auch die Gründe, warum er nach Nördlingen gekommen ist: „Die Verantwortlichen kamen früh auf mich zu und signalisierten mir, dass sie auf mich setzen. So ein Vertrauen spürt man dann schon gerne. Ich merkte schnell, dass ich hier eigentlich alles habe, was ich brauche, und das Umfeld top ist, um mich noch mal weiterzuentwickeln.“ Jurida weiter: „Von der gesamten Trainerarbeit bin ich allgemein sehr überzeugt. Der TSV ist eine Art Wohlfühloase mit einer geilen Trainingsanlage, das sind zwei wichtige Aspekte. Da macht der weite Weg, den ich nicht alleine bewältigen muss, da wir immer Fahrgemeinschaften bilden, dann auch Spaß.“

Zur Fahrgemeinschaft gehören Michael Meir (Thierhaupten) und der Donauwörther Genrich Morasch. Der 18-jährige „Genno“ war im jüngeren A-Jugend-Jahrgang beim TSV Rain und erläutert seine Gründe, warum er im Ries blieb: „In Nördlingen setzt man auf die Jugendspieler und man hat eine Chance, auch in die erste Mannschaft zu kommen. Man trainiert zusammen, in Rain trainieren erste und zweite Mannschaft getrennt. Man trainiert also auch mit den Besseren und kann sich im Training verbessern.“

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