Bayernliga Süd: Knackige Unterschiede

 
  Andreas Schröter gilt als taktisch versierter Trainer, der von seinen Akteuren viel verlangt, sie aber auch akribisch weiterentwickelt. Foto: Szilvia Izsó

12 Juli 2018 | von Robert Milde

Nördlingens Bayernliga-Trainer Andreas Schröter blickt dem Saisonstart mit großer Vorfreude entgegen. Auch den Umgang mit Misserfolgen sieht er als Herausforderung.

Noch zwei Tage bis zum Start des TSV 1861 Nördlingen in seine erste Bayernligasaison. Der souveräne Landesligameister der Saison 2017/18 betritt sportliches Neuland, fühlt sich aber gut gewappnet für die Herausforderung, betont Trainer Andreas Schröter (48) im ausführlichen Interview mit unserer Zeitung.

Herr Schröter, am kommenden Samstag beginnt für den TSV Nördlingen ein ganz neues Kapitel seiner Fußballgeschichte. Freuen Sie sich auf die Bayernliga-Saison oder befürchten Sie, dass die Herausforderung zu groß sein könnte?

Andreas Schröter: Die Vorfreude auf die neue Spielklasse ist riesengroß. Das Meisterteam 2017/2018 hat eine überragende Saison gespielt, und die Landesligameisterschaft in einer Deutlichkeit eingefahren, die uns nicht jeder zugetraut hätte. Mit dem erstmaligen Bayernligaaufstieg betreten wir natürlich ungewohntes Terrain. Mein junges Team hat große Qualität und hohes Tempo, was uns helfen wird, doch auch der Umgang mit Misserfolgen wird eine spannende mentale Herausforderung.

Die Pause war nach dem Ende der Meistersaison extrem kurz, sogar manche Bundesligisten haben erst später mit der Vorbereitung begonnen. Müssen Sie nicht Angst haben vor einem Substanzverlust in den nächsten Monaten, zumal ja teilweise dreimal die Woche gespielt wird?

Schröter: Die Belastung im Amateurfußball hat in den letzten Jahren stetig zugenommen, das ist richtig. Es wird oft vergessen, dass jeder von uns noch einen Job hat. Daher war es für uns auch wichtig, dass die sportliche Leitung den Kader qualitativ, aber insbesondere quantitativ verbessert, was uns dank unseres Weges mit unserer starken Jugend auch gelungen ist. Gleichwohl werden im Training sicherlich Regenerationsphasen unumgänglich sein.
Nördlingens Bayernliga-Trainer Andreas Schröter gibt vor dem Saisonstart einen Ausblick.

Den Verantwortlichen des TSV Nördlingen ist es gelungen, das Aufstiegsteam weitgehend zusammen zu halten und gezielt zu verstärken. Wie zufrieden sind Sie mit dem Personal-tableau, das Ihnen in der Saison 2018/19 zur Verfügung steht?

Schröter: Wie bereits erwähnt, konnte die Qualität beispielsweise mit den Offensivkräften wie Daniel Dewein oder Tobias Stelzle spürbar erhöht werden, doch speziell die Breite des Herrenkaders mit hungrigen Talenten lässt Platz für Überraschungen.

Gibt es Neuzugänge, die Sie in der Vorbereitung besonders beeindruckt haben und denen Sie auf Anhieb den Sprung zum Stammspieler zutrauen?

Schröter: Das hohe Tempo von Daniel Dewein passt zu unserem Spiel. Auch Tobias Stelzle hat eine interessante Spielweise, die uns unberechenbarer machen wird. Doch auch die Ballsicherheit von Genrich Morasch oder Nicolai Geiß lässt uns sicherlich variabler agieren. Was mich aber noch mehr freut, ist die Tatsache, dass viele etablierte Spieler weiterhin den großen Willen der Weiterentwicklung zeigen.

Der Wirbel um den Wechsel von Daniel Dewein vom SC Ichenhausen nach Nördlingen hat fast die gesamte Vorbereitung begleitet. Können Sie erklären, warum sich die beiden Vereine nicht einigen konnten und warum das Hickhack mit Deweins Verpflichtung als Vertragsamateur erledigt war? Was ist überhaupt ein Vertragsamateur?

Schröter: Bezüglich dieser Frage darf ich auf das Aufgabengebiet und somit die sportliche Leitung Thomas Deubler und Andreas Langer verweisen.

Als Übungsleiter, der auch für den Bayerischen Fußball-Verband im Einsatz ist, kennen Sie die Arbeit der Vereine gut. Wo sehen Sie die wichtigsten Unterschiede zwischen Landesliga und Bayernliga? Oder anders gefragt: Wie professionell wird der TSV 1861 Nördlingen in der Saison 2018/19?

Schröter: Für den sportlichen Bereich sehe ich knackige Unterschiede insbesondere in der taktischen Variabilität der Bayernligisten. Auf gewisse Spielsysteme wird viel aktiver und schneller erfolgsorientiert reagiert. Bezüglich der Strukturen in der Fußballabteilung nimmt Uli Böhm als Leiter Marketing und Vertrieb eine extrem wichtige Rolle ein. Seine Ideen und Engagement bringen uns definitiv in die richtige Richtung. Trotzdem ist gerade der Ausbau helfender Ehrenamtsmitglieder wichtiger, aber auch schwieriger denn je.

Sie sind ja nicht nur Trainer der Bayernliga-Mannschaft, sondern auch Stellvertreter des Abteilungsleiters und von daher in die Finanzplanung und Sponsorengespräche maßgeblich eingebunden. Haben Sie nach dem Aufstieg eine Aufbruchsstimmung in Nördlingen und der Region feststellen können? Oder war es ein mühsames Geschäft, potenzielle Unterstützer zu überzeugen?

Schröter: Die Strukturen sind inzwischen verändert, weshalb ich dieses Aufgabengebiet nicht mehr begleite. Hier darf ich auf die Erkenntnisse von Uli Böhm verweisen.

Sie haben den Ruf, Ihre Mannschaft stets sehr sorgfältig auf den jeweiligen Gegner einzustellen. In einer völlig neuen Liga ist es gar nicht so einfach, die notwendigen Informationen zu bekommen, können wir uns vorstellen. Basteln Sie schon an einem neuen Netzwerk?

Schröter: Kenntnisse über den Gegner sind durchaus wichtig und verbessern die Vorbereitung und die Einstellung der Spieler zur anstehenden Aufgabe. An die eine oder andere Info werde ich über mein stetig wachsendes Netzwerk sicher wieder herankommen. Viel wichtiger sind aber nach wie vor die eigene Qualität und insbesondere die Teamstärke.

Die Saison beginnt mit einem Heimspiel gegen Sonthofen, dann geht es gleich zum Derby nach Rain und anschließend kommt die SpVgg Hankofen-Hailing ins Gerd-Müller-Stadion. Was denken Sie über das Anfangsprogramm?

Schröter: Mich freut, dass wir ein Heimspiel zum Start in die Bayernliga bekommen haben. Ich hoffe, dass dies die sicherlich vorhandene Nervosität etwas reduziert. Mit Rain haben wir am zweiten Spieltag gleich einen Titelaspiranten vor der Brust, weshalb die Trauben hier sehr hoch hängen. Ein guter Start wäre für uns als Neuling sicherlich von Vorteil.

Apropos Rain. Nach vielen Jahren spielen die beiden Fußball-Aushängeschilder des Landkreises wieder in einer Liga. Wird es ein Konkurrenzkampf auf Augenhöhe?

Schröter: Der TSV Rain hat eine gestandene Bayernligamannschaft, vermutlich auch andere Ziele und sicherlich auch eine ganz andere Finanzkraft im Hintergrund, weshalb sich diese Frage eigentlich von alleine beantwortet. Die Derbys gegen Rain sind durchaus interessante Begegnungen, aber eben nur zwei Spiele einer langen Bayernligasaison. Wir wollen uns in der neuen Liga so schnell wie möglich zurechtfinden und in jedem einzelnen Spiel mit großen Willen, Disziplin, Respekt und Charakter unsere Chancen nutzen.

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